Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist ein sensibles Thema – und eines, das nach wie vor in vielen Unternehmen nicht aktiv angegangen wird. Nicht, weil es den Verantwortlichen grundsätzlich an Einsicht oder gutem Willen fehlt. Sondern, weil bestimmte Annahmen die dringend notwendige Prävention blockieren, bevor sie überhaupt begonnen hat.

In meiner Arbeit mit Führungskräften, HR-Teams und Geschäftsleitungen begegnen mir immer wieder ähnliche Denkweisen, die zwar nachvollziehbar klingen – aber echte Sicherheit am Arbeitsplatz verhindern.

Hier sind fünf der häufigsten:

1. „Wir haben keinen Fall – also auch kein Problem.“

Ein häufiger Irrtum. Viele Unternehmen schließen vom fehlenden Bericht auf das fehlende Risiko. Dabei zeigen Studien immer wieder: Die Dunkelziffer ist hoch. 20 % der Beschäftigten sind mindestens einmal von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen gewesen.* Viele Betroffene sprechen nicht aus Angst, nicht ernst genommen zu werden, Nachteile zu erfahren oder weil sie die Verantwortung bei sich suchen.
Schweigen ist kein Zeichen von Sicherheit. Sondern oft ein Zeichen von Unsicherheit.

*Quelle: IAB-Kurzbericht 9/2025: Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz – Häufigkeit, betriebliche Maßnahmen und Folgen. Online verfügbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-09.pdf


2. „Das ist doch Privatsache.“

Sexuelle Belästigung wird häufig als persönliches Fehlverhalten zwischen zwei Menschen verstanden.
Tatsächlich ist sie aber ein strukturelles Thema mit klarer arbeitsrechtlicher Relevanz.
Unternehmen tragen Verantwortung und können durch klare Maßnahmen präventiv handeln, statt erst bei einem Vorfall zu reagieren.


3. „Unsere Führungskräfte regeln das schon.“

Führungskräfte sind wichtige Multiplikator:innen. Aber: Ohne klare Strukturen, Schulungen und Rückhalt im Unternehmen können sie kaum verlässlich agieren.
Das Thema sexuelle Belästigung braucht klare Zuständigkeiten, transparente Verfahren und eine Führungskultur, die das Thema aktiv mitträgt.


4. „Wir wollen keine Unruhe ins Team bringen.“

Ein heikler Trugschluss: Wer Prävention betreibt, stört nicht den Betriebsfrieden, er schützt ihn.
Vermeintliche Harmonie kann schnell brüchig werden, wenn das Thema taburisiert wird.
Transparenz, Aufklärung und klare Haltung schaffen Vertrauen, nicht Misstrauen.


5. „Wir wissen nicht, wo wir anfangen sollen.“

Das ist verständlich und zugleich eine Einladung zum ersten Schritt.
Prävention muss nicht mit einem dicken Regelwerk starten. Oft genügt ein klares Bekenntnis, ein erster Workshop, eine feste Ansprechperson.
Es geht nicht um Perfektion, sondern um Haltung. Und die lässt sich entwickeln.


Was stattdessen hilft:

  • Klare Kommunikation zum Thema und eine sichtbare Haltung auf allen Ebenen

  • Verfahren und Ansprechpersonen, die bekannt und erreichbar sind

  • Schulungen und Sensibilisierung, die nicht nur informieren, sondern befähigen

  • Eine Unternehmenskultur, die Respekt nicht als Imagefaktor, sondern als Grundbedingung versteht


Fazit: Es sind nicht die fehlenden Tools – es sind die festgefahrenen Annahmen.

Veränderung beginnt damit, diese Annahmen zu erkennen  und kritisch zu hinterfragen.
Denn wer versteht, was ihn bislang gebremst hat, kann gezielt in Bewegung kommen.


Ich unterstütze Unternehmen dabei, konkrete Strukturen gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu entwickeln – mit Schulungen, Beratung und einem ehrlichen Blick auf das, was gebraucht wird.

Wenn du magst, starten wir mit einem Gespräch.